Pressemitteilungen

Hier finden Sie Pressemitteilungen aller Sparten der Theater und Philharmonie Essen.
20.01.2023
Schauspiel Essen bietet drei Veranstaltungen von und mit Erfolgsautorin Nino Haratischwili vom 10. bis 12. Februar
Essen. Am zweiten Februar-Wochenende stehen Georgien und die 1983 in Tbilissi geborene, preisgekrönte Autorin und Theaterregisseurin Nino Haratischwili im Zentrum dreier Veranstaltungen am Schauspiel Essen. Ihr großes Familienepos „Das achte Leben (Für Brilka)“, das zum weltweiten Bestseller avancierte, macht in der berührenden Inszenierung von Elina Finkel am Freitag, 10. Februar, 18:30 Uhr (Eintritt € 14,00-29,00) den Auftakt des Wochenendes. Haratischwili verwebt in ihrem 2014 erschienenen Werk meisterhaft persönliche Schicksale mit der wechselvollen Geschichte Georgiens. Sie entwirft anrührende Porträts von außergewöhnlichen Frauen, erzählt spannungsvoll von Liebe und Verrat, Lüge und Schuld, Macht und (Familien-)Geheimnissen über mehrere Generationen und zeichnet zugleich erhellend und fundiert den Aufstieg und Fall des Kommunismus nach.

Am Samstag, 11. Februar, 19:30 Uhr liest Nino Haratischwili im Grillo-Theater aus ihrem neuesten Roman „Das mangelnde Licht“ (Eintritt € 16,00 | € 12,00 erm.). Darin erzählt sie von einem verlorenen Land und einer verlorenen Generation zu Beginn der 1990er Jahre: Nach der lang ersehnten Unabhängigkeit von der ins Taumeln geratenen UdSSR stürzt der junge georgische Staat in Chaos.

Zum Abschluss zeigt das Royal District Theatre aus Tbilissi am Sonntag, 12. Februar, 19:00 Uhr Haratischwilis Inszenierung ihres Stückes „Der Herbst der Untertanen“ (Eintritt € 16,00 | € 12,00 erm.), in der sie aus der Sicht von drei Frauen von den seelischen Verheerungen, die Krieg anrichtet, erzählt und wozu sie führen können: zu Machtmissbrauch, Erniedrigung und Gewalt. Das Gastspiel findet in georgischer Sprache mit deutschen Übertiteln statt.

Gefördert von der Autorenstiftung Frankfurt am Main, der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Tbilissi, der Heinrich Böll Stiftung Nordrhein-Westfalen sowie vom Freundeskreis Theater und Philharmonie Essen e.V.
In Kooperation mit dem Royal District Theatre in Tbilissi, dem Theater Freiburg und dem Hessischen Landestheater Marburg sowie der Buchhandlung Proust.

Vom 10. bis 12. Februar im Grillo-Theater (Theaterplatz 11).
Bei gleichzeitiger Buchung von zwei oder aller drei Veranstaltungen gibt‘s einen Vielbucher*innenrabatt.
Informationen und Karten im TicketCenter (II. Hagen 2), unter Tel. 02 01 81 22-200 oder www.theater-essen.de/schauspiel
22.09.2022
Der italienische Dirigent wird mit Beginn der Spielzeit 2023/2024 Nachfolger von Tomáš Netopil
Neuer Generalmusikdirektor ab der kommenden Spielzeit: Andrea Sanguineti
Andrea Sanguineti wird neuer Generalmusikdirektor des Aalto-Musiktheaters Essen und der Essener Philharmoniker. Diese Entscheidung traf der Aufsichtsrat der Theater und Philharmonie Essen (TUP) einstimmig in seiner heutigen Sitzung. Sanguineti tritt zum Beginn der Spielzeit 2023/2024 die Nachfolge von Tomáš Netopil an, der dann in dieser Funktion zehn Jahre lange tätig war. Der Vertrag von Andrea Sanguineti läuft über vier Spielzeiten bis Sommer 2027 und ist somit an denjenigen der neuen Intendantin Dr. Merle Fahrholz gebunden.

Andrea Sanguineti ist in Essen längst zu einer festen Größe geworden: Zuletzt wurde seine eindringliche Interpretation von Verdis „Don Carlo“ am Aalto-Theater in der vergangenen Spielzeit mit großer Begeisterung aufgenommen. Zuvor dirigierte er hier bereits die Opern „Carmen“, „La Bohème“ und „Dido and Aeneas“ sowie die Ballette „Der Nussknacker“ und „Dornröschen“. Zudem stand er im diesjährigen Neujahrskonzert am Pult der Essener Philharmoniker. In der aktuellen Saison wird er am Aalto-Theater die Neuproduktion von Donizettis „Lucrezia Borgia“ leiten. Mit Gastdirigaten etwa an der Deutschen Oper Berlin und der Deutschen Oper am Rhein sowie an den Opernhäusern in Zürich, Graz und Strasbourg konnte er sich national wie auch international profilieren.

Barbara Rörig, Vorsitzende des TUP-Aufsichtsrates, bezeichnet die heute getroffene Entscheidung als einen „wichtigen Baustein in der personellen Neuaufstellung der Theater und Philharmonie Essen“: „Nach dem Amtsantritt der Musiktheater- und Orchesterintendantin Dr. Merle Fahrholz zum Beginn dieser Spielzeit und der Ernennung der Schauspiel-Intendantinnen Selen Kara und Christina Zintl können wir mit dem neuen Generalmusikdirektor Andrea Sanguineti nun eine weitere Persönlichkeit präsentieren, die das hohe künstlerische Niveau unseres Essener Theater- und Konzertbetriebes weiterentwickeln wird. Die Auswahl erfolgte nicht nur in enger Abstimmung mit Frau Fahrholz, sondern auch mit dem Orchester sowie den Vertreter*innen des Ensembles und des Chores, was wiederum eine ideale Voraussetzung für die zukünftige gemeinsame künstlerische Arbeit sein wird.“

Sehr zufrieden über die Wahl zeigt sich auch Essens Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain: „Mit Andrea Sanguineti bekommt das Aalto einen neuen Orchesterchef mit viel Erfahrung in Oper, Ballett und Konzert, mit einer profunden Kenntnis des Theaterbetriebes und mit einem starken künstlerischen Gestaltungswillen. Mit dem Rückenwind als Wunschkandidat des Orchesters ist dies eine sehr starke Ausgangsposition für ein erfolgreiches Wirken am Aalto-Theater und in der Philharmonie.“

Dr. Merle Fahrholz, Intendantin des Aalto-Musiktheaters und der Essener Philharmoniker, betont: „Mit Andrea Sanguineti dürfen wir uns auf einen Dirigenten freuen, mit dem die Essener Philharmoniker sowie die Sängerinnen und Sänger des Musiktheater-Ensembles und des Aalto-Chores in der jüngeren Vergangenheit bereits mehrfach erfolgreich und gerne zusammengearbeitet haben, sowohl in Opern- und Ballettproduktionen wie auch im Konzertbereich. Die intensive Arbeit mit dem Orchester und die Mitgestaltung des Konzertprogramms werden in den kommenden Jahren wesentliche Elemente seines Wirkens als Generalmusikdirektor sein. In unseren bisherigen Gesprächen ist deutlich geworden, dass er großen Wert darauf legt, sich in das hiesige Theater- und Konzertleben einzubringen, verbunden mit einer starken Präsenz vor Ort. Das ist auch für mich ein zentrales Kriterium. Ich sehe in unserem zukünftigen GMD einen festen künstlerischen Partner nicht nur in der programmatischen Gestaltung, sondern auch im Austausch mit den künstlerischen Kollektiven, dem Ensemble, den Gastsänger*innen und nicht zuletzt natürlich mit unserem Publikum.“

Bereits mit großer Vorfreude blickt Andrea Sanguineti auf seine zukünftige Aufgabe: „In den vergangenen Jahren hatte ich mehrfach die Gelegenheit, mit den Essener Philharmonikern zusammenzuarbeiten. Jedes Mal hatte ich das schöne Gefühl dabei, dass die Chemie zwischen diesem renommierten Klangkörper und mir bzw. meinen künstlerischen Vorstellungen stimmte. Die Arbeitsweise war stets höchst professionell, freundlich und künstlerisch zielorientiert. Dass zudem mit der Philharmonie und dem Aalto-Theater zwei nicht nur architektonisch, sondern vor allem auch akustisch herausragende Spielstätten zur Verfügung stehen, ist für einen Dirigenten natürlich ein Traum und erachte ich als einer der besten Voraussetzungen für den gemeinsamen Erfolg. Insofern ist es für mich eine besondere Freude, die bereits bestehende Verbindung zu den Essener Philharmonikern nun als Generalmusikdirektor fortzusetzen und zu intensivieren. Eine wichtige, wenn auch nicht einfache Aufgabe sehe ich darin, Musiktheater und Konzert für breitere Publikumsschichten zu öffnen. Daran möchte ich gemeinsam mit Merle Fahrholz in den kommenden Jahren sehr gerne und intensiv arbeiten.“
v. l. Barbara Rörig, Muchtar Al Ghusain, Andrea Sanguineti, Karin Müller, Dr. Merle Fahrholz
Biografie Andrea Sanguineti:
Die aktuelle Spielzeit beinhaltet für den Dirigenten eine Neuproduktion von „Lucrezia Borgia“ am Aalto-Theater Essen, die Wiederaufnahme von „Manon Lescaut“ an der Deutschen Oper Berlin, „Lucia di Lammermoor“ und ein Jubiläumskonzert anlässlich 200 Jahre Kölner Karneval an der Oper Köln sowie das Neujahrskonzert der Württembergischen Philharmonie Reutlingen. Darüber hinaus liegen Verpflichtungen für Neuinszenierungen der „Lustigen Witwe“ an der Oper Köln sowie „Norma“ an der Opéra National du Rhin in Strasbourg vor.

In der Saison 2021/2022 dirigierte Sanguineti Opernproduktionen wie „Stiffelio“ an der Opéra National du Rhin, „La Cenerentola“ an der Oper Leipzig, „Don Carlo“ am Aalto-Theater, „Lucia di Lammermoor“ an der Oper Zürich und leitete Konzertserien mit den Essener Philharmonikern sowie den Münchner Symphonikern.

Andrea Sanguineti gastiert regelmäßig an bedeutenden europäischen Opernhäusern. Er dirigierte bereits mehrfach am Aalto-Theater („La Bohème“, „Der Nussknacker“ u.a.), an der Oper Leipzig („Dornröschen“, „La Traviata“, „Tosca“), Deutschen Oper am Rhein („La Bohème“), Oper Graz („Il Trovatore“, „Lucia di Lammermoor“, „Don Giovanni“), Landestheater Innsbruck („Carmen“, „Die Zauberflöte“), Theater Erfurt („La Bohème“) und Teatro Massimo Bellini Catania („Die Lustige Witwe“). Darüber hinaus dirigiert er regelmäßig sinfonische Konzerte, so zum Beispiel am Teatro Sao Carlos oder an der Opéra de Rouen. Im Sommer 2019 wurde Andrea Sanguineti eingeladen, eine Produktion von „Orfeo ed Euridice“ mit Lena Belkina beim Bad Kissinger Sommer zu leiten.

Sein Debüt gab der junge Italiener 2008 am Pult des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover. Seitdem hat er an verschiedenen europäischen Opernhäusern etliche Neuproduktionen und Wiederaufnahmen geleitet. Als Gastdirigent hat er jüngst an der Staatsoper Hannover, an der Oper Lissabon, dem Nationaltheater Mannheim, dem Staatstheater Braunschweig, das RSO Radio Symphonie Orchester Wien, beim Beijing Music Festival in China und das Orchestra del Teatro Carlo Felice in Genua dirigiert.

Sein breit gefächertes Repertoire beginnt bei Operetten wie „Die Fledermaus“ und italienischen Opern von Rossini bis Puccini und reicht bis zum deutschen Musikdrama Richard Wagners, französischem Repertoire und zeitgenössischem Musiktheater: „La Traviata“, „Il Trovatore“, „La Cenerentola“, „Il viaggio a Reims“, „La Forza del Destino“, „Macbeth“ und „Powder Her Face“ sind nur einige der Werke, die er in den letzten Jahren dirigiert hat. Hierbei kann er auf Zusammenarbeit mit zahlreichen renommierten Künstler*innen verweisen, darunter Annette Dasch, Lucio Gallo, Stefania Bonfadelli, Silvia Tro Santafé, Simone Alaimo, Franco Farina und Albert Pesendorfer. Andrea Sanguineti ist ebenso auf der Konzertbühne zuhause: Er hat sich ein breitgefächertes Repertoire von den Sinfonien von Beethoven bis Brahms über Messiaen, Skrjabin oder das avantgardistische „Concerto for Orchestra Marco Polo“ von Tan Dun erarbeitet.

Studiert hat Andrea Sanguineti Klavier und Komposition am Konservatorium seiner Heimatstadt Genua und anschließend Dirigieren an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien wie auch am Mailänder Konservatorium Giuseppe Verdi bei Vittorio Parisi. Dort machte er als einer der jüngsten Nachwuchstalente im Alter von nur 23 Jahren im Fachbereich Orchesterdirigieren sein Diplom. Anschließend spezialisierte er sich unter Anleitung von Umberto Finazzi auf das dramatische Repertoire und wurde schließlich als Korrepetitor an die Opéra National du Rhin Strasbourg engagiert. Im Anschluss an sein Engagement an der Niedersächsischen Staatsoper Hannover wurde er 2011 zum ersten Kapellmeister und stellvertretenden Generalmusikdirektor ans Pult des Mainfranken Theaters in Würzburg berufen, wo er bis 2013 tätig war, bevor er als Generalmusikdirektor nach Görlitz und der Neuen Lausitzer Philharmonie berufen wurde – Positionen, die er bis 2017/2018 innehatte.
23.07.2022
Langjähriger Intendant und Generalmusikdirektor des Aalto-Theaters und der Essener Philharmoniker verstarb am gestrigen Freitagabend, 22. Juli 2022, in München
Mit großer Betroffenheit hat die Belegschaft der Theater und Philharmonie Essen (TUP) den plötzlichen Tod von Stefan Soltesz aufgenommen. Wie die Bayerische Staatsoper am heutigen Vormittag verkündet hat, verstarb der langjährige Intendant und Generalmusikdirektor des Aalto-Theaters und der Essener Philharmoniker am gestrigen Freitagabend, 22. Juli 2022, nach einem Zusammenbruch während seines Dirigats der Oper „Die Schweigsame Frau“ im Münchner Nationaltheater.

Karin Müller, Geschäftsführerin der TUP, reagierte schockiert auf die Nachricht: „Ich bin erschüttert und traurig. Mit Stefan Soltesz verlieren wir eine außergewöhnliche Musikerpersönlichkeit, die das Aalto-Theater und die Essener Philharmoniker 16 Jahre lang maßgeblich geprägt hat. Mit seiner unglaublichen Musikalität und Energie, mit seiner Leidenschaft für die Oper sowie mit einem besonderen Gespür für große Stimmen und talentierte Regisseure führte er das Haus zu großen Erfolgen. Exemplarisch dafür stehen die Auszeichnungen der Zeitschrift Opernwelt zum Opernhaus der des Jahres 2008 sowie zum Orchester des Jahres 2002 und 2008.“

Auch Dr. Merle Fahrholz, ab der kommenden Spielzeit 2022/2023 Intendantin des Aalto-Musiktheaters und der Essener Philharmoniker, zeigt sich sehr berührt: „Die Musikwelt verliert einen großartigen Künstler. Die Verdienste von Stefan Soltesz für das Aalto-Theater und die Essener Philharmoniker sind nicht hoch genug einzuschätzen. Das hohe Niveau, mit dem das Orchester regelmäßig unser Publikum begeistert, geht nicht zuletzt auf das langjährige Wirken meines Vorvorgängers zurück. Nicht mehr erleben werden wir nun leider auch seine Rückkehr nach Essen: Für die Jubiläumssaison 2023/2024 der Essener Philharmoniker war Stefan Soltesz als musikalischer Leiter der Wiederaufnahme von ‚Tristan und Isolde‘ sowie als Dirigent eines Jubiläumskonzertes bereits fest eingeplant.“

Stefan Soltesz, geboren in Ungarn, war von 1997 bis 2013 in Personalunion Intendant und Generalmusikdirektor des 1988 eröffneten Aalto-Theaters und der Essener Philharmoniker. Zahlreiche Musiktheaterproduktionen aus dieser Zeit sind in bleibender Erinnerung, darunter Richard Strauss’ „Die Frau ohne Schatten“ oder Mozarts „Don Giovanni“, der dem Aalto-Theater in der Regie von Stefan Herheim den Titel „Opernhaus des Jahres“ bescherte. Verbunden ist die Intendanz von Stefan Soltesz in Essen vor allem mit dem Wirken von Dietrich W. Hilsdorf, der in dieser Zeit etliche Opern von Giuseppe Verdi („Aida“, „Un Ballo in maschera“ u.a.), aber auch Bizets „Carmen“, Beethovens „Fidelio“ und Wagners „Walküre“ inszenierte. Auf Anregung von Stefan Soltesz wurde 1999 – zum 100. Jubiläum der Essener Philharmoniker – die Orchesterakademie der Essener Philharmoniker gegründet, die seitdem jungen Musiker*innen die Möglichkeit bietet, praktische Erfahrungen in einem professionellen Orchester zu sammeln.

Stefan Soltesz studierte Dirigieren, Komposition und Klavier an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien bei Hans Swarowsky. Nach Stationen als Dirigent in Wien und Graz und als Musikalischer Assistent von Karl Böhm, Christoph von Dohnányi und Herbert von Karajan bei den Salzburger Festspielen war er Dirigent der Staatsoper Hamburg, der Deutschen Oper Berlin sowie Generalmusikdirektor am Staatstheater Braunschweig. Von 1992 bis 1997 war er Chefdirigent der Vlaamse Opera in Antwerpen/Gent. Gastdirigate führten ihn regelmäßig an die großen Opernhäuser Deutschlands sowie nach Wien, Paris, Rom, Budapest, Warschau, Amsterdam, London, zu den Festivals in Aix-en-Provence, Glyndebourne und Savonlinna, nach Buenos Aires, Japan und in die USA.

Die Theater und Philharmonie Essen wird Stefan Soltesz ein ehrenvolles Andenken bewahren und ist in Gedanken bei seiner Frau Michaela.